Sehr geehrter Herr Nabert,
Sie können davon ausgehen, dass ich mir meine Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Rein rechtlich scheint alles gegen eine Beschneidung von Knaben aus religiösen Gründen zu sprechen. Zumal ich seit Jahren dafür streite, dass Deutschland endlich die UN-Kinderrechts-Konvention ratifiziert.
Aber ich musste angesichts der Geschichte auch abwägen, ob ich es für geboten halte, dass ausgerechnet der deutsche Staat Jüdinnen und Juden vorschreibt, wie sie ihre Religion leben dürfen und wie nicht.
Ich bin sehr dafür, dass die Beschneidungsdebatte weiter geführt wird - ohne Unterstellungen und möglichst sachlich, sprich: emotionsarm. Aber vor allem und zuerst in der jüdischen Gesellschaft, nicht ohne sie und nicht gegen sie.
Und um auch das noch zu sagen: Das Argument das war schon immer so, lasse ich nicht gelten. Sonst wäre ich keine Linke. Aber ich breche auch die katholische Heilslehre nicht auf, indem ich staatlich dekretiere, der Papst hat Kondome endlich als Recht auf Unversehrtheit zu akzeptieren.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Pau
18. Dezember 2012
PS: Für die meisten Abgeordneten war es eine Gewissensentscheidung, die nicht in Schwarz-Weiß zu pressen ist. Mit Ausnahme der CDU/CSU. Dort galt, soviel ich weiß, Fraktionszwang zugunsten des Regierungsentwurfs. Was auch verhinderte, dass bessernde Änderungsanträge dazu Mehrheiten fanden.
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