Irmela Mensah-Schramm agiert, wo andere wegsehen

Eröffnung der Ausstellung „Hass vernichtet“ von Irmela Mensah-Schramm
Begrüßung durch Petra Pau, Berlin-Marzahn, 19. Februar 2009

1. 

Irmela Mensah- Schramm ist ein Original im besten Wortsinn.
Die einen lobpreisen sie und ihre Engagement. Das ist gut. Andere fühlen sich von ihr genervt. Das ist besser.
Lange bevor die Politik die „Ich-AG“ erfand, war Irmela Mensah-Schramm längst eine Ich-AG. „Ich agiere, wo andere wegsehen!“ Wo immer sie Nazi-Spuren erspäht, gilt für sie: „wisch und weg!“ Ein Full- Time- Job.
Sie kennen vielleicht die Losung: „Faschismus ist keine Meinung - Faschismus ist ein Verbrechen!“ Ich teile den Spruch ausdrücklich nicht. Denn bevor Faschismus zum Verbrechen wird, spukt er als Meinung herum.
Erst in Köpfen, dann als Symbol, schließlich als Graffiti oder Aufkleber. Bereits da greift Irmela Mensah- Schramm ein. Seit Jahrzehnten und noch immer. Dafür wurde sie vielfach geehrt. Ich vermute: Noch mehr Mitstreiter wären ihr lieber.

2. 

Viele Geschichten, die Irmela Mensah- Schramm erzählen kann, beschreiben die gefährliche Gleichgültigkeit von Behörden und Institutionen gegenüber rechtsextremistischen Schmierereien und Propaganda-Delikten.
Das Gegenbeispiel: Bezirks- Politikerinnen und -Politiker sowie Initiativen aus Lichtenberg, Marzahn- Hellersdorf, Pankow und Treptow- Köpenick haben vor Wochen vereinbart, ihre Anstrengungen gegen Rechtsextremismus zu bündeln.
Anfang der Woche war ich in London auf einer internationalen Konferenz gegen Antisemitismus. Die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus 40 Ländern. Ich war um einen Redebeitrag gebeten worden.
Eine meiner Botschaften war: Ich mag keinen Wettbewerb, wer der bessere Antifaschist ist. Im Kampf um Menschenrechte taugt Parteien-Konkurrenz ohnehin wenig. Was letztlich zählt ist Zivilcourage aller Demokraten.

3. 

Wir eröffnen heute die Ausstellung "Hass vernichtet" hier Kieztreff. Sie spricht Bände. Sie ist auch nicht das erste Mal in Marzahn-Hellersdorf. Vor allem belegt sie, was viele von uns - so oder so - aus dem Alltag kennen.
Und das ist das eigentliche Gift, das Irmela Mensah- Schramm nicht gelten lässt - die schleichende Gewöhnung an Symbole und Lockrufe von alten und neuen Nazis, von Rechtsextremisten, Rassisten und Antisemiten.
Sollte die Ausstellung daher helfen, nach dem Beispiel der Ich- AG Irmela Mensah- Schramm noch weitere Wir-AGs in Marzahn-Hellersdorf zu bilden, dann wäre das die beste Auszeichnung und obendrein aller Mühen wert.
 

 

 

19.2.2009
www.petra-pau.de

 

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