Brunnenvergifter

Liebe Petra,
eine Anmerkung zum Wort Brunnenvergiften, das Du im Zusammenhang mit der beabsichtigten Unterschriftensammlung gegen den Eu-Beitritt der Türkei verwendest.
Im Zusammenhang mit der Kritik an „Hartz IV“ hat Wolfgang Clement, unser Superminister, der PDS vorgeworfen, sie betreibe „professionelle Brunnenvergiftung“. Das Wort stammt aus dem antisemitischen Vokabular. Unter dem Vorwand des Brunnenvergiftens rechtfertigte das christliche Mittelalter die Judenpogrome.
Wenn Clement uns gegenüber von „professionellen“ Brunnenvergiftern spricht, dann gehen wir seiner Meinung nach nicht bloß mit Heimtücke und Hinterlist vor, wie es den Juden vorgeworfen wurde, sondern wir betreiben das berufsmäßig. Wir sind also von Berufs wegen Giftmischer.
Ich denke, wir sollten aufgrund seiner Herkunft das Wort nicht gebrauchen, auch nicht im Umgang mit dem politischen Kontrahenten. Das ist eine Frage unseres Selbstverständnisses und der politischen Kultur.

Nichts für ungut. Beste Grüße
Jochen Mattern, Sachsen
12. Oktober 2004

Lieber Jochen,

der Ursprung bzw. der antisemitische Missbrauch des Begriffes „Brunnenvergifter“ war mir nicht bekannt. Deshalb danke ich Dir für den Hinweis, ich werde ihm nachgehen.
Das kritisierte Problem bleibt: CDU und CSU wollen Unterschriften gegen eine eventuelle Aufnahme der Türkei in die EU sammeln. Beide Parteien rühmen sich ihrer Sperrminorität im Bundestag, wenn es um mehr Demokratie geht. Beide Parteien ignorieren alle außerparlamentarischen Proteste, allemal soziale. Aber beide Parteien sind giftend auf der Straße, wenn es gegen Ausländer, Asylsuchende, Migranten oder um ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht geht.

Mit solidarischen Grüßen

Petra Pau
14. Oktober 2004

 

 

11.10.2004
www.petra-pau.de

 

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